Rudelunterricht: Die Körpersprache

Liebes Tagebuch,

im vorrangegangenen Beitrag habe ich erzählt das Frauchen die Hundefee eingeladen hat und sie die Beschwichtigungssignale besprochen haben. Zusätzlich zu den Calming Signals (so wird es auf Englisch bezeichnet), teile ich meine Stimmungen durch Körpersprache mit. Diese Sprache ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen verschiedenen Einzelsignalen wie zum Beispiel der Stellung der Rute und der Ohren, sowie der Körperhaltung. Darüber wollte meine Familie mehr wissen, und so erklärte ich zusammen mit der Hundefee meine Körpersprache:

Einzelsignal: Rute

Der Schwanz ist für mich ein Mittel zur Verständigung. Ich drücke damit gegenüber Artgenossen und Menschen meine Gefühle aus. Wenn ich Herrchen und Frauchen begrüße, wedle ich entspannt mit dem Schwanz hin und her. Damit zeige ich Ihnen, dass ich mich freue. (Übrigens: Einen Hundeschwanz nennt man in der Fachsprache auch Rute.)

Ein kurzes Wedeln signalisiert, dass sich Hund und Herrchen schon mit kleinen Gesten verstehen. Begrüßen wir jemand Fremden bzw. den wir nicht so gut kennen, drücken wir unsere Freude mit stärkeren Wedeln aus. Und noch mehr wedeln wir, wenn wir uns aufs Gassi gehen oder Spielen freuen.

Mit meiner Rute drücke ich aber nicht nur positive Gefühle aus. Suche ich einen geworfenen Ball, und ich wedle dabei, bedeutet das nicht immer Freude, sondern es ist ein Zeichen von Stress. Ich will mich selbst beruhigen, bis ich den Ball gefunden habe.

Eine schnelle und starre Bewegung, mit ganz kurzem Wedeln, zeigt: Ich bin aggressiv. Ziehe ich die Rute ein und halte sie nahe am Körper, fühle ich mich unterlegen oder habe sogar Angst. Bin ich hingegen entspannt lasse ich meine Rute einfach hängen.

Eine nach oben gerichtete Rute sagt erst einmal nur, dass ich keine Angst habe. In der Regel bedeutet es, dass ich sehr aufmerksam und gespannt bin. Ich habe etwas bemerkt/gesehen, was mich sehr interessiert und noch genauer ergründen möchte.

Einzelsignal: Ohren

Auch die Ohren sind im hohen Maße an der Mimik beteiligt. Nach hinten gerichtet bedeutet Unterwerfung, hoch aufgerichtet Selbstsicherheit. Es muss aber immer abgewägt werden, ob es sich erst einmal um freundliches Interesse handelt. Es gibt eine ganze Reihe von Zwischenformen. Wir können knurren und drohend erscheinen, dabei aber die Ohren nach außen richten und dabei nach hinten ziehen. Dass bedeutet, wir sind uns in unserer Drohung unsicher.
Bei Hunden mit Hängeohren sind die Zeichen nicht so deutlich zu erkennen. Es werden aber die gleichen Muskeln bewegt, man muss nur genauer hinsehen.

 

Einzelsignal: Körperhaltung

Entspannung

Meine Rute hängt locker gebogen herab. Die Ohren sind aufgestellt und zeigen nach vorn. Der Kopf ist leicht angehoben.

Spielverhalten

Fellnasen fordern meist durch eine Tiefstellung des Vorderkörpers zum Spiel auf. Oftmals bellen wir dabei. Erkennbar ist die Spielstimmung auch an einem typischen Spielgesicht. Dabei haben wir unsere Schnauze etwas geöffnet, häufig wird die Oberlippe leicht hochgezogen. Die Ohren werden immer wieder zurückgelegt. Der Spielpartner wird dabei meist nicht direkt angeschaut.

Imponierverhalten

Das Imponierverhalten ist eine Demonstration der Überlegenheit. Dabei versuchen wir, so groß wie möglich zu erscheinen. Wir sträuben die Rückenhaare und strecken die Gelenke ganz durch. Teilweise krümmen wir den Rücken wie bei einer Katze. Der Hals wird steil aufgestellt, die Rute wird möglichst hochgetragen. Die Ohren sind aufgestellt und zeigen leicht nach vorn. Oft versuchen wir, dem anderen Hund die Breitseite von uns zu präsentieren. Das sogenannte “Imponierscharren” gehört auch dazu. Nach dem markieren scharrt der imponierende Hund eifrig mit den Hinterbeinen. Begegnen sich zwei Rüden, wollen sie durch ihr Imponierverhalten feststellen, wer von ihnen dominanter ist. Fühlen sich beide gleich stark, geht das Imponieren meist in Drohverhalten bzw. in einen Kampf über.

Drohverhalten

Man muss hier unterscheiden zwischen Angriffs- und Abwehrdrohen. Drohverhalten richtet sich immer gegen Jemand bestimmten (Mensch oder Tier) und wird stets von Knurren begleitet.

Angriffsdrohen: Wir zeigen neben Imponierverhalten eine charakteristische Mimik. Dabei blecken wir die Zähne und ziehen die Ohren nach hinten. Der Schwanz zeigt nach oben.

Abwehrdrohen: Der unterlegene Hund macht deutlich, dass er zwar zum Rückzug bereit ist, aber noch in Angriffsbereitschaft ist. Die Ohren liegen eng am Hinterkopf und die Mundwinkel sind bei gebleckten Zähnen weit nach hinten gezogen. Oft wird die Rute zwischen die Hinterbeine geklemmt.

Unterwürfigkeit

Aktive Unterwerfung: Hierbei bezeugen wir Freundlichkeit gegenüber einem ranghöheren Hund. Der rangniedrigere Hund sucht den Schnauzenkontakt zum Ranghöheren. Dabei ducken wir uns und wedeln mit tief gehaltener Rute. Die Mundwinkel und die Ohren haben wir zurückgezogen.

Passive Unterwerfung: Der rangniedrigere Hund legt sich demonstrativ auf den Rücken, wobei die Rute zwischen die Beine geklemmt wird. Die Ohren liegen am Hinterkopf an. Blickkontakt vermeiden wir mit dem Ranghöheren. Bei einer Auseinandersetzung bewirkt dieses Verhalten bei gesunden Hunden, dass der Ranghöhere den Kampf abbricht.

Unsicherheit

Sind wir unsicher, ducken wir uns leicht.  Unsere Ohren sind nach hinten gedreht, die Rute zwischen die Beine geklemmt. Oft sind auch die Mundwinkel nach hinten gezogen.

Das war es mit meinem Unterricht zum Thema: Meine Körpersprache. Werden wir aufmerksam beobachtet gelingt es schon in kurzer Zeit, unsere Stimmung zu beurteilen.